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In den türkisch-kurdischen Gebieten herrschen seit vergangenem Sommer bürgerkriegsähnliche Zustände.

© Sertac Kayar/REUTERS

Fluchtpunkt Deutschland: Mehr Asylanträge von Türken - vor allem Kurden

Aktuelle Zahlen belegen, dass immer mehr Türken Anträge auf Asyl in Deutschland stellen. Der Großteil sind Kurden, die vor den Kämpfen in ihrer Heimat fliehen.

Von Frank Jansen

Angesichts der wachsenden Spannungen in der Türkei beantragen offenbar immer mehr Türken Asyl in Deutschland. Im ersten Halbjahr sei die Zahl fast schon so hoch wie 2015 insgesamt, teilte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) auf Anfrage des Tagesspiegels mit. Demnach registrierte die Behörde von Januar bis Juni 1719 Anträge von Türken, im vergangenen Jahr waren es 1767. Wie sich die Lage seit dem Putschversuch im Juli entwickelt, kann das BAMF noch nicht sagen.

Die meisten Asylbewerber kommen aus den Kurdengebieten der Türkei. Von den 1719 Antragstellern in den ersten sechs Monaten seien 1510 kurdischer Herkunft, sagte das BAMF. Im Jahr zuvor waren unter den 1767 türkischen Asylbewerbern 1428 Kurden. Viele kurdische Flüchtlinge aus der Türkei kämen wegen der Kämpfe in ihrer Heimat, hieß es im Bundesamt.

Im Juli 2015 war der türkisch-kurdische Friedensprozess nach einem schweren Anschlag der Terrormiliz IS gegen Kurden zusammengebrochen. Viele Kurden warfen Staatschef Recep Tayyip Erdogan vor, den IS heimlich zu unterstützen. In den Kurdengebieten im Südosten der Türkei flammte der alte Konflikt zwischen den Sicherheitskräften und der Terrororganisation PKK wieder auf und eskalierte zu bürgerkriegsartigen Kämpfen. Sie halten unvermindert an. Die Zivilbevölkerung leidet, viele Menschen fliehen.

Trotz der dramatischen Situation im Südosten der Türkei ist die Anerkennungsquote bei Asylanträgen deutlich gesunken. Laut BAMF wurden im ersten Halbjahr 5,2 Prozent der Anträge kurdischer Türken positiv beschieden. Bei Flüchtlingen aus der Türkei insgesamt waren es 6,7 Prozent. Im vergangenen Jahr habe die Anerkennungsquote jedoch bei allen türkischen Flüchtlingen wie auch bei denen kurdischer Herkunft jeweils 14,7 Prozent betragen, sagte das BAMF.

Auf die Frage nach Gründen war zu hören, es hätten damals mehr „einfach gelagerte Fälle“ als in diesem Jahr zur Entscheidung angestanden.

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